Clair-Obscur

Clair-Obscur

Das Werk von Bruno Heller


208 Seiten
145 Illustrationen

ISBN 978-3-03850-063-6

CHF 44.00
EUR 44.00

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Mit dem Band «Transparentmontagen» durfte NIMBUS 2008 eine erste Publikation zum Werk des Schweizer Künstlers Bruno Heller (1925-2014) vorlegen. Sie gab erstmals Einblick in die Arbeit eines Mannes, der abseits des Kunstbetriebs eine Bildwelt von frappierender Eigenart geschaffen hatte. Wie umfangreich Hellers Werk ist und wie es sich entwickelt hatte, wurde jedoch erst nach dem Tod des Künstlers deutlich: In seinem Nachlass fanden sich weit über tausend Arbeiten aus allen Schaffensphasen. Dabei fällt auf, wie spät Heller seinen eigenen Weg fand. Ist bei vielen Künstlern das Frühwerk die Phase größter Kreativität und Eigenart, so verhielt sich dies bei ihm umgekehrt. Viele Jahre arbeitete er sich an Vorbildern ab, orientierte sich zunächst an der Neuen Sachlichkeit und Léger, entdeckte dann Meyer-Amdens versponnene Kunst und ließ sich schließlich von Max Ernst und dem Surrealismus inspirieren.

Der Durchbruch zur eigenen Bildsprache kam erst jenseits der fünfzig, als Heller das kreative Potential einer Maschine entdeckte, die eigentlich für die Herstellung identischer Repliken gedacht war: des Fotokopierers. Plötzlich setzte eine ungeahnte Produktivität ein. Heller experimentierte mit dem Gerät in jeder erdenklichen Weise, arbeitete mit transluziden Folien, bewegte Objekte während des Kopiervorgangs oder veränderte den Lichteinfall, arbeitete mit Mehrfachkopien, Rasterungen und graphischen Strukturen – und schuf damit eine völlig neue Bildwelt: apokalyptische Landschaften, Architektur-Illusionen, gespenstische Bühnenbild-Visionen, Simultan-Szenerien und Mehrfach-Räume.

Zunächst nur auf schwarzweißes Material beschränkt, kam in den 1990er die Möglichkeiten farbigen Kopierens hinzu. Heller begann Zeitungsphotos, Postkarten und anderes Bildmaterial in seine Werke zu integrieren, arbeitete mit rhythmisch-repetitiven Motivmustern, erzeugte irritierende Kontrastwirkungen aus der Verbindung des scheinbar Unvereinbaren. Dabei erlebte er noch, wie die Möglichkeiten digitaler Bildmanipulation all dies zu überholen und gleichgültig zu machen drohten. Doch Heller bewahrte bis zum Schluss eine staunenerregende Bildmächtigkeit: das Dekonstruktive, das zuletzt seine Bilder prägte, endet nie in Beliebigkeit oder bloßer Spielerei, sondern bewahrt eine eindringliche Aussagekraft über die Situation der Zeit und der Kunst.