Die Farben von Urbino

Die Farben von Urbino

Herausgegeben von Jens Neubert

128 Seiten


28.5 x 19.5 cm

Klappenbroschur mit 70 Farbabbildungen

ISBN 978-3-907142-31-8

CHF 32.00
EUR 32.00

Bestellen

Die Bilder des Malers Hans–Jörg Holubitschka (1960-2016) scheinen auf den ersten Blick ein anachronistisches Programm zu verfolgen: Hier wird ‘noch‘ Landschaft gemalt in ihrer natürlichen Topographie und Gestalt – erkennbar die Lokalität, charakteristisch die Nachbildung.

Und doch ist dieser Eindruck schon beim ersten Anblick auf irritierende Weise abwegig. Denn diese Landschaften sind leer von Menschen. Häuser und Wege sind wohl vorhanden, doch niemand wohnt in ihnen, niemand fährt auf ihnen. Ein Bild des Rheintals bei Neuwied zeigt zwar die fahle Silhouette des Atomkraftwerks Mülheim-Kärlich – doch keine Leitung führt dorthin, kein Strommast weit und breit.

Statt dessen: Der bloße Raum – weit bis zum Horizont. Bergpanoramen in klarer dunstfreier Luft, Inselformationen kühn aus der Vogelperspektive überblickt, geschwungene Hügelzüge mit Waldungen und Lichtungen, Häusern und Siedlungen – letztere wie selbstverständlich harmonisch eingebettet. Zweifellos: Hier geht es um die Größe der Landschaft; hier spricht die Sehnsucht nach Unberührtheit der Natur, der Traum von einer diskreten menschlichen Zivilisation – und all dies wird im gleichen Pinselzug schneidend dementiert und desillusioniert.

Denn Holubitschkas Farben sind plakativ, unnatürlich und grell. Ganze Flächen von intensivem Gelb, tiefstem Grün, brutalem Blau, lachendem Rot. Kitschgrenzen werden in demonstrativer Bedenkenlosigkeit ignoriert, die Acrylfarbe in dringlicher Künstlichkeit hingestrichen. Und bei all dem nicht der leiseste Fingerzeig, wie der Betrachter sich die ganze Zwiespältigkeit zu deuten hätte.

Nur eines ist klar: Hier kann einer was und verfolgt seinen Weg konsequent. Möge man daraus klug werden oder nicht.