Literarische Entdeckung in alten Jahrgängen der «Eisenacher Tagespost»

Bernhard Echte
Ferdinand Hardekopf
Julia Knapp Foto:JPA

Er ist seit hundert Jahren ein Geheimtipp, auf den sie alle geschworen haben: Kurt Tucholsky, Hermann Hesse, Hugo Ball, Joseph Roth, Heinrich Mann, Walter Benjamin. Dabei wussten nicht einmal seine Zeitgenossen, wo und unter welchem Namen Ferdinand Hardekopf (1876-1954) überall schrieb. Mindestens vier Pseudonyme hat er geführt, und viele seiner Texte erschienen unter Kürzeln wie «F.H.», «F.Ha.» etc.

Seine Wirkungsmöglichkeiten litten jedoch auch unter den politischen Verhältnissen; im 1. Weltkrieg ging Hardekopf ins Exil in die Schweiz, während des zweiten war er bereits in Frankreich, wurde interniert und überlebte nur knapp. Seine Manuskripte gingen verloren, so dass sein Werk auf immer Fragment bleiben wird.

Auch wenn der Dreh- und Angelpunkt seiner ersten Lebenshälfte Berlin war, liegt der Ort seiner literarischen Debuts – in Eisenach! Hier gab ihm Philipp Kühner, der Verleger der "Eisenacher Tagespost" (der später auch das Eisenhacher Richard-Wagner-Museum mitbegründete) ab 1899 für drei Jahre eine journalistische "carte blanche": Einmal im Monat durfte Hardekopf aus der Reichshauptstadt berichten, und der angehende Autor tat dies auf die charmanteste – und ungewöhnlichste Weise. Kaiser und Hof, Adel und Militär ließ er mit leichter Hand beiseite und berichtete statt dessen vom Leben auf den Straßen, von Theatern und Variétés, von fragwürdigen Bohemiens und von der Zensur verbotenen Autoren. Das Kaiserreich? Einmal ganz anders! Und frisch wie am ersten Tag.

NIMBUS-Verleger Bernhard Echte und seine Mitarbeiterin Julia Knapp präsentieren in einer szenischen Lesung den Band mit diesen Eisenacher Berlin-Texten, die erst kürzlich wiederentdeckt und herausgegeben wurden.

Datum und Ort
Mittwoch, 14. September 2016 - 18:00

Reuter-Wagner-Museum
Reuterweg 2
99817 Eisenach
Eintritt

Der Eintritt zur Veranstaltung ist im Museumseintritt enthalten.