Newsletter 12/2017
Verlagsabend im «Wetzstein» in Freiburg im Breisgau
Bernhard Echte erinnert sich noch gut, wie er die Buchhandlung «Zum Wetzstein» entdeckte. Es war zu Beginn seiner Berufstätigkeit Anfang der 1980er Jahre bei einem Besuch seiner Schwester, die in Freiburg lebte. Gewohnt, reflexartig in alle Buchhandlungsschaufenster zu blicken, blieb er vor dem Laden plötzlich stehen und glaubte seinen Augen nicht zu trauen: Nichts vom üblichen Novitätengedränge, eine sparsam dekorierte Auslage: einige Bände der Bibliothek Suhrkamp, das Porträt von Max Frisch als signierte Originallithographie von Otto Dix und die Erstausgabe von Robert Walsers «Kleine Dichtungen» – das Buch einen spaltbreit geöffnet, dass man Walsers handschriftliche Signatur sehen konnte. An solch einem Schaufenster war der junge Buchsüchtige noch nie vorbeigekommen: nur Qualität und Stil. Glücklicherweise war Sonntag – die Folgen hätten ruinös ausfallen können. Aber die Adresse hat er sich gemerkt: Salzstr. 31. Sie wurde zum festen Programmpunkt bei Besuchen in der Stadt. Und als Bernhard Echte im Jahr 1996 seinen Verlag NIMBUS. Kunst und Bücher gründete, war Thomas Bader von der Buchhandlung «Zum Wetzstein» einer der ersten Kunden. Nicht einen Moment lang liess der Grand Senior des gehobenen Buchhandels den Anfänger seine Unerfahrenheit spüren. Es war eine Begrüßung von vollendeter Noblesse. Susanne und Thomas Bader waren es auch, die das erste ausführliche Porträt des Verlags veröffentlicht haben: in ihrem Magazin 5+ – ein Ritterschlag. Ihr Besuch in der «Villa zum Abendstern» gehört bis heute zu den schönsten Komplimenten, die der Verlag erfahren hat. Nun kommt es zum Gegenbesuch – und die Öffentlichkeit darf mit dabei sein: Donnerstag, 9. November um 19 Uhr stellt Bernhard Echte Bücher und Geschichten aus 20 Jahren Verlagsgeschichte vor. Seine Mitarbeiterin Julia Knapp wird bei szenischen Lesungen wieder einmal mit ihrer Verwandlungskunst überraschen.
Foto: Bernhard Echte und Julia Knapp bei einer szenischen Lesung in Frankfurt. Foto: Amélie Losier
BuchBasel - Nimbus ist mit zwei Veranstaltungen dabei
Gleich mit zwei Novitäten ist Nimbus beim diesjährigen Festival BuchBasel vertreten: Am Samstag, den 11. November präsentiert Amélie Losier um 11 Uhr im Galeriesaal im Volkshaus ihr Fotobuch über Frauen in Ägypten. Die Bildjournalistin porträtierte in «SAYEDA» (Nimbus, 2017) Ägypterinnen zwischen Arabischem Frühling und militärdiktatorischer Eiszeit: darunter eine von vier Taxifahrerinnen in Kairo, die erste ägyptische Präsidentschaftskandidatin, Aktivistinnen, Arbeiterinnen und Ehefrauen mit oder ohne Kopftuch. Sie gibt damit Einblick in das weibliche Ägypten zwischen Aufbruch und Stagnation. Die Nahost-Expertin Susanne Schanda moderiert die einstündige Veranstaltung. Eintritt 15 CHF, mehr Informationen zur Veranstaltung hier.
Direkt im Anschluss wird Albert M. Debrunner um 12.30 Uhr in der GGG Stadtbibliothek aus seiner Biographie über Hermann Kesten (Nimbus, 2017) lesen. «Zu Hause im 20. Jahrhundert» ist die erste Biographie über die Jahrhundertgestalt Hermann Kesten (1900-1996). Debrunner hat sich über 25 Jahre lang mit ihm beschäftigt und erzählt dessen spannendes und vielfältiges Leben wie einen Roman. Eintritt frei, mehr Informationen zur Veranstaltung hier.
Wer an Debrunners Lesung in Basel nicht teilnehmen kann, erhält eine Woche später in Offenburg die Chance (siehe unten).
Bernhard Echte präsentiert den Kunstsalon Cassirer im Staatsarchiv Frauenfeld
Die Jahre 1910 bis 1914 gelten als die glanzvollste Zeit der modernen Kunst in Berlin. Der Kunstsalon Cassirer erfährt breite Anerkennung; Van Gogh, Cézanne und Munch werden zu richtungsweisenden Leitfiguren der jungen Künstlergeneration. Cassirer stellt sie aus und pflegt den Kontakt. Am 14. November wird Bernhard Echte, Herausgeber der in der Kunstwelt einmaligen Dokumentation über den Kunstsalon Cassirer, die neuen Bände im Vortragssaal des Staatsarchiv Frauenfeld um 20 Uhr vorstellen. Er schildert darin die einzigartige kulturelle Hochblüte vor dem 1. Weltkrieg und geht der Frage nach, wie es dennoch zur Katastrophe des Krieges kommen konnte. Eintritt 10 CHF. Die Veranstaltung wird realisiert vom m Bücherladen Marianne Sax in Frauenfeld statt, Tickets können auch im Laden erworben werden, telefonische Reservierunge werden unter 052 721 66 77 entgegen genommen.
Bernhard Echte, Walter Feilchenfeldt: Kunstsalon Cassirer. Die Ausstellungen 1898-1905, Die Ausstellungen 1905-1910, Die Ausstellungen 1910-1914. Je zwei ca. 1'000 Seiten starke leinengebundene Bände mit Schutzumschlag im Schmuckschuber. Preis pro Doppelband CHF 148, EUR 136, bei Abnahme des Gesamtwerks reduziert sich der Preis auf CHF 128 bzw. EUR 115 je Band.
Nora Gomringer präsentiert Herzaus HELVETICA in Berlin
Im Discounter-Theater Berlin, Klosterstrasse 44, wird die Lyrikerin, Spoken-Word-Künstlerin und Kulturbotschafterin Nora Gomringer gemeinsam mit dem Drummer Philipp Scholz am 15. November ein Programm zu und mit Bildern aus Andreas Herzaus Bilderserie HELVETICA (Nimbus, 2017) aufführen. Die Zuschauer erwartet ein Abend mit Projektionen, Worten und Taten im Zeichen des CH. HELVETICA ist eine fotografische Auseinandersetzung mit der Schweiz. Über ein halbes Jahrzehnt hat Andreas Herzau das Land immer wieder besucht und Orte, Sujets und Menschen festgehalten. Für Herzau wirkt die Schweiz wie eine Klischeefalle. Nichts ist jedoch so, wie es auf den ersten Blick scheint. Die Lyrikerin und Rezitatorin Nora Gomringer liest Texte, die Teil des Fotobandes wurden – eigene und Texte des Begründers der Konkreten Poesie, Eugen Gomringer. Beginn ist um 22 Uhr, das 50-minütige Programm wird ohne Pause gespielt. Eintritt 15 EUR, ermässigt 9 EUR. Mehr Informationen hier.
Andreas Herzau: Helvetica. 104 Seiten, Halbleinen mit aufgesetzten Deckeln, grossformatiger Künstlerband. CHF 42, EUR 38.
Gertrud Leutenegger liest in Zürich
Am 15. November liest Gertrud Leutenegger aus ihrer Prosasammlung «Das Klavier auf dem Schillerstein». Auch wenn die Lesung im Rahmen eines Kurses an der Volkshochschule Zürich stattfindet, können Einzelkarten an der Abendkasse erworben werden. Gertrud Leutenegger gehört zu den prägnanten Figuren der Schweizer Literatur. Immer wieder erzählt sie vom Unterwegssein und den Grenzsituationen des Ichs. Die Autorin liest aus ihrem eben erschienen Essayband «Das Klavier auf dem Schillerstein» (Nimbus, 2017) sowie aus dem letzten Roman «Panischer Frühling» (Suhrkamp, 2014) – beides Werke, in denen sie Lebens- und Seelenlandschaften beleuchtet. Die Lesung beginnt um 19.30 Uhr und findet statt an der Universität Zürich, Rämistrasse 71, KOL-E-21. Mehr Informationen hier.
Gertrud Leutenegger: Das Klavier auf dem Schillerstein. Prosa. 96 Seiten. Breitklappenbroschur, fadengebunden. CHF 22,80, EUR 19.80
Albert M. Debrunner liest in Offenburg
Albert M. Debrunner hat die Jahrhundertgestalt Hermann Kesten noch persönlich gekannt. Als junger Mann besuchte er ihn mehrfach in einem Altersheim bei Basel - erst in diesem Jahr, knapp 25 Jahre nach Kestens Tod hat er seine Recherchen zu dem Autor, Lebensretter, Kritiker und scharfen Geist Kesten publiziert. Seine Biographie «Zu Hause im 20. Jahrhundert - Hermann Kesten» ist bisher das einzige Buch, das Kestens Leben umfassend darstellt.
Die Reaktionen der Medien auf diese lang ersehnte Biographie waren beträchtlich, Manfred Papst rühmt in der NZZ, «die Biographie besticht durch akribische Quellenkenntnis und Gründlichkeit. Sie ist indes kein trockenes gelehrtes Werk, sondern so spanned, wie Hermann Kestens Leben es war», der Bayerische Rundfunk urteilt «eine brillante Biographie», Bernd Noack hebt in der FAZ die Einbettung in die Geschichte hervor: «Albert M. Debrunners Biographie ist ein faszinierender Gang durch ein Jahrhundert der Abstürze und Gegensätze. An der Hand des Weltenwanderers Kesten durchstreifen wir die geistigen Metropolen, spüren etwas von der Angst und der Ungewissheit des Ausgestoßen im Exil, blicken hinab in die moralsichen Abgründe einer umoralischen Zeit.» Die Medienwerkstatt Franken produzierte einen einfühlsamen und informativen Film zu Hermann Kesten. Am 16. November wird Albert M. Debrunner in der Offenburger Buchhandlung Akzente, Metzgerstrasse 17 um 20 Uhr die Biographie vorstellen. Eintritt 8, ermässigt 6 EUR. Im Anschluss lädt die Buchhandlung zu einem Glas Wein und dem Austausch mit dem Autor ein.
Albert M. Debrunner: «Zu Hause im 20. Jahrhundert» Hermann Kesten. Biographie. 448 Seiten mit vielen Abbildungen. Leinen mit Schutzumschlag, fadengebunden. CHF 39.80, EUR 36.00.
NIMBUS auf der Buchlust in Hannover
Wir freuen uns sehr, dass Nimbus auf der diesjährigen BUCHLUST in Hannover mit einem eigenen Stand vertreten sein wird.
«Gute Bücher leben länger- das lässt sich beweisen! Ob die kleine Raupe Nimmersatt seit fast fünf Jahrzehnten genüsslich Obst verspeist oder Werkausgaben berühmter Autoren Gültigkeit behalten: Beim guten Buch geht es im Grunde immer um die Belastbarkeit von Inhalt und Gestaltung. Das klingt recht simpel, hat es aber in sich und was gelingt, setzt Können voraus» - mit diesen Worten preisen die Veranstalter die kleine, feine Verkaufsmesse im Künstlerhaus Hannover an. Am 18. und 19. November können jeweils von 10 bis 18 Uhr 25 unabhängige Verlage aus Deutschland, Österreich und der Schweiz ihre Novitäten und Lieblingsbücher präsentieren. Der Eintritt kostet 4 EUR und umfasst auch das gesamte begleitende Lesungsprogramm.
Neben der Verlagsausstellung ist das Veranstaltungsprogramm mit Lesungen der Verlagsautoren und Signierstunden, Schwerpunkt der BUCHLUST. Abschließender Höhepunkt ist die Vergabe des BUCHLUST-Preises in Höhe von 700 Euro an einen der ausstellenden Verlage. Wer den Preis erhalten wird, bestimmt das Publikum. Wir freuen uns auf Ihren Besuch, Ihren Kauf - und über Ihre Stimme!
Gegenwind in Berlin - Buchvernissage am Savignyplatz
1968: Viele der Fotos, die das kollektive Bildgedächtnis über diese Zeit geprägt haben, stammen von Michael Ruetz: Rudi Dutschke am Mikrofon, die Demonstrationen nach Benno Ohnesorgs Tod, Gudrun Ensslin mit Kinderwagen und Protestplakaten. Es sind Bilder, die jeder kennt. 50 Jahre später hat sich Ruetz die Frage gestellt: Habe ich eigentlich wirklich gesehen, was ich damals fotografierte? Und sind die bekannten Aufnahmen auch die wesentlichen? Daraus entstand das in seiner Art einzigartige Foto-Buch «Gegenwind. Facing the sixties».
In den Bildern, die zwischen 1964 und 1974 entstanden, zeigt Michael Ruetz die Menschen, wie sie ihm in den 1960er-Jahren begegneten – nicht nur auf den Fotos der 1968er Revolution, sondern auch auf Bildern aus der ehemaligen DDR, aus Polen, aus Auschwitz. Es ist ein einzigartiges Zeitpanorama, wie es kein anderer West-Fotograf in diesen Jahren zeichnen konnte. Neu ist aber die Technik, mit welcher er die Bilder nun vorstellt – Blow-ups der Nebenfiguren werden mit den ursprünglichen Bildern kontrastiert –, und erzählen eine ganz andere Geschichte.
Michael Ruetz wird sein Buch gemeinsam mit Christoph Stölzl am 22. November 2017 um 19.30 Uhr im Bücherbogen Berlin vorstellen.
Michael Ruetz: Gegenwind. Facing the sixties. Grossformatiger Bildband, 208 Seiten, Halbleinen, fadengebunden. CHF 44, EUR 39,80