Newsletter 2/2016 100 Jahre DADA
Hundert Jahre DADA
Vor 100 Jahren tobte der erster Weltkrieg in Europa. Nur in der kleinen Schweiz war alles anders... dort revolutionierten Schweizer und exilierte Künstler die Kulturszene — mit Dada, einer neuen Kunstform, die so einfach gar nicht zu fassen ist, da sie keinen festen Regeln oder Grundsätzen folgt, sondern sich auf den ersten Blick durch die radikale Abwehr von althergebrachten Konventionen auszeichnet. Doch so einfach kann das «Prinzip Dada» nicht sein — sonst wäre die nur knapp sieben Jahre währende Episode nicht noch bis heute eine Inspirationsquelle. Allen Einsteigern sei neben unseren schönen Dada-Büchern der Themenschwerpunkt des Schweizer Rundfunks sowie das reichhaltige Veranstaltungsprogramm zum Jubiläum empfohlen.
DADA im Literaturhaus Basel: Emmy Hennings und Hugo Ball
Es begann 1912 mit einer zufälligen Begegnung: Hugo Ball, der Theatermann an den Münchner Kammerspielen, trifft auf Emmy Hennings, die exzentrische Diseuse und drogensüchtige Muse bedeutender Männer, die gerade ihre ersten Gedichte veröffentlicht hat. Vier Jahre später gründen die beiden an der Zürcher Spiegelgasse, gemeinsam mit Hans Arp, Tristan Tzara, Richard Huelsenbeck, Marcel Janco u.a. das Cabaret Voltaire und legen damit den Grundstein für eine der einflussreichsten Kunstbewegungen des 20. Jahrhunderts. Die Autorin Bärbel Reetz und der Verleger und Herausgeber Bernhard Echte beleuchten am Mittwoch, den 10. Februar im Literaturhaus Basel (Barfüssergasse 3) die DADA-Szene und die schillernde Rolle, die Emmy Ball-Hennings darin spielte. Tickets kann man unter tickets.literaturbasel.org oder bei Bider & Tanner (Aeschenvorstadt 2, 4010 Basel, Tel: 061 206 99 96) erwerben. Übrigens: unsere beiden rechts gezeigten Broschüren sind laut Hajo Steinert vom Deutschlandfunk «zwei Titel, die wunderbar einführen in die Welt von Hugo Ball und Emmy Hennings». Die ganze Büchermarkt-Sendung kann hier nachgehört werden.
Hugo Ball: Dichter, Denker, Dadaist. // Emmy Hennings: Muse, Diseuse, Dichterin. Beide Bände je CHF 16.80 // EUR 14.80
DADA bei NIMBUS: Friedrich Glauser
Das Literaturmuseum Strauhof widmet dem unvergessenen Friedrich Glauser zu seinem 120. Geburtstag und zum DADA-Jubiläum eine grosse Einzelausstellung — ist er doch der einzige Schweizer Autor, der an der Entstehung der Beweung teilhatte. In der Ausstellung sind sowohl Originaldokumente als auch Illustrationen zu Glausers Schaffen sowie Auszüge aus späteren Verfilmungen und Aufführungen seiner Werke zu sehen. Wer der engen Verzahnung von Glausers Leben und Werk literarisch nachspüren möchte, dem seien die Briefe an seine erste Liebe, Elisabeth von Ruckteschell, ans Herz gelegt. «Man kann sehr schön mit Dir schweigen» heisst die bei NIMBUS erschienene Edition, die nicht nur Frauenherzen zum Schmelzen bringt, sondern auch Motive aufblitzen lässt, die jeder Studer-Liebhaber aus Glausers Krimonalromanen wiedererkennen wird...
«Ein sensationeller Fund! (...) Man liest diese Briefe atemlos, erschüttert, beglückt!» Manfred Papst, Neue Zürcher Zeitung. Die gesamte Rezension finden Sie hier.
Friedrich Glauser: Man kann sehr schön mit Dir schweigen. 24.80 CHF // 22.00 EUR
DADA bei NIMBUS: Suzanne Perrottet
Suzanne Perrottet sollte eigentlich Musikerin werden — doch dann kam alles ganz anders. Gegen den Willen der Eltern folgte sie Jaques-Dalcroze nach Hellerau und wurde Tänzerin. Ihrer Entwicklung standen jedoch schon bald die definierten Vorstellungen von Dalcroze im Weg, so dass sie Hellerau verliess und mit Rudolf von Laban auf den Monte Verità ging, dem sie bei Beginn des ersten Weltkriegs auch nach Zürich folgte. Hier hatte sie von 1917 bis 1919 Kontakt zu der Bewegung und trat an verschiedenen Veranstaltungen in der Galerie DADA und im Kaufleuten als Musikerin auf. Am Ende ihres Lebens erzählte sie dem Regisseur und Fotografen Giorgio Wolfensberger aus ihrem Leben, den über 60 Jahren, die sie als Tanzlehrerin und Bewegungstherapeutin arbeitete, ihren Änfängen mit Dalcroze, der menage à trois mit Rudolf von Laban und vor allem von ihrem Engagement für den modernen Tanz. «Es ist außerordentlich überraschend, wie gelungen, wie wenig abgestanden, wie lebendig, wie dramatisch es ist!» Gisela Sonnenburg, Ballett-Journal. Die gesamte Rezension finden Sie hier.
Suzanne Perrottet: Die Befreiung des Körpers. Erinnerungen. CHF 36.00 // EUR 32.80
DADA bei NIMBUS: Ferdinand Hardekopf
Er war es, der Emmy Hennings in die Welt der Literatur einführte: Von 1910-1913 waren Hardy und Emmy das Paar der literarischen Bohéme, später, in Zürich, sahen sie sich wieder. Hardekopf kreuzte — anfänglich zum Entsetzen des chronisch eifersüchtigen Hugo Ball — in der Galerie DADA auf. Doch die Sache löste sich in Minne auf: Hardekopf trat bei DADA-Soireen auf, publizierte Gedichte in den Organen des «Mouvement DADA» und schrieb später Artikel für Balls «Freie Zeitung». Wie Hardekopf, auf den Kurt Tucholsky, Hermann Hesse, Hugo Ball, Joseph Roth, Heinrich Mann und Walter Benjamin schworen, als Schriftsteller begann, wußte man lange nicht. Es waren Berlin-Feuilletons für eine Zeitung in Eisenach: Atmosphärisch dicht, hintersinnig-ironisch und schon damals mit allem vertraut, was Cabaret und Varieté hieß. Das Kaiserreich? Hier haben Sie´s mal anders. «Eine wunderbare Entdeckung!» Lothar Müller, Süddeutsche Zeitung. Die gesamte Rezension finden Sie hier.
Ferdiand Hardekopf: Berliner Briefe. CHR 29.80 // EUR 28.00