Ferdinand Hardekopf: Berlin-Feuilletons und andere Texte
«Eine große Ausnahme ist Ferdinand Hardekopf, dem der Tabubruch in Serie gelang und der dabei formal vorbildhaft wirken konnte. Ein großer Kenner der Sprache, ein Könner, der kein Blatt vor den Mund zu nehmen braucht, dies, ohne je ins Rüde abzurutschen.»
Thomas Kling, Die Zeit
Er ist seit hundert Jahren ein Geheimtipp, auf den sie alle geschworen haben: Kurt Tucholsky, Hermann Hesse, Hugo Ball, Joseph Roth, Heinrich Mann, Walter Benjamin. Dabei wussten nicht einmal seine Zeitgenossen, wo und unter welchem Namen er überall schrieb. Mindestens vier Pseudonyme hat Ferdinand Hardekopf (1876-1954) geführt, und viele seiner Texte erschienen unter Kürzeln wie «F.H.», «F.Ha.» etc.
Seine Wirkungsmöglichkeiten litten jedoch auch unter den politischen Verhältnissen; im 1. Weltkrieg ging Hardekopf ins Exil in die Schweiz, während des zweiten war er bereits in Frankreich, wurde interniert und überlebte nur knapp. Seine Manuskripte gingen verloren, so dass sein Werk auf immer Fragment bleiben wird.
Der Dreh- und Angelpunkt seiner ersten Lebenshälfte war jedoch Berlin. Im «Café des Westens» gehörte er zur Stammbesetzung der Bohème, obwohl er tagsüber einem verantwortungsreichen Beruf nachging: als Stenograph des Reichtstages. In Berlin hat Hardekopf auch literarisch debütiert: Mit Feuilletons über die Stadt, ihre Theater und Variétés, das Leben auf den Straßen und die Entwicklung der jungen Literatur – scharfzüngige Prosastücke, witzig und klug beobachtet, das Kaierreich einmal ganz anders.
Diese erst kürzlich wiederentdeckten und bei NIMBUS erschienen Texte präsentieren Bernhard Echte, Herausgeber des Bandes und Julia Knapp, die Mitarbeiterin seines Verlags.
«Sein Stil ist ein weit aufklappbarer Fächer, der wie seine Vorbilder auf den Gemälden der Impressionisten und den Plakaten des Jugendstils dem Ensemble von Nuancen und der schlanken Linie huldigt.»
Lothar Müller, SZ
Datum und Ort Donnerstag, 23. Juni 2016 - 20:00
Literaturhaus Berlin
Fasanenstraße 23
10719
Berlin
| Eintritt 5 EUR / ermässigt 3 EUR |