Newsletter 4/2017
Novität: «Sprung in den Raum» - Skulpturen bei Alfred Flechtheim
Die Entwicklung der Bildhauerei in der Moderne ist bis heute ein vernachlässigter Bereich der Kunstgeschichte. Lange Zeit war die Plastik weit gehend durch Aufträge bestimmt: für Denkmäler, Gebäudeschmuck oder die eherne Verewigung bedeutender Persönlichkeiten. Die Emanzipierung von den Vorgaben der Auftraggeber war anspruchsvoll, da der materielle Aufwand zur Herstellung von Bronzen oder Steinskulpturen deutlich höher liegt als bei Gemälden oder Graphiken.
Alfred Flechtheim (1878-1937) war ein Pionier, der die moderne Plastik besonders gefördert hat. Um 1910 erwarb er bereits kubistische Skulpturen von Picasso und gehörte zu den Entdeckern von Lehmbruck. Nach der Etablierung seiner Galerien in Düsseldorf (1913) und Berlin (1921) wurde er für junge Bildhauer wie Rudolf Belling, Renée Sintenis, Ernesto de Fiori, Moissey Kogan, Hermann Haller, Arno Breker oder G. H. Wolff zu einer wesentlichen Vermittlerfigur. Ergänzt wurde sein Programm durch spektakuläre Ausstellungen von Degas, Maillol, Laurens, Manolo, Minne, Barlach, Kolbe und anderen. So kann über Alfred Flechtheims Aktivitäten die Geschichte der Plastik auf ihrem Weg in die Moderne auf faszinierende Weise nachgezeichnet werden.
Der Herausgeber Ottfried Dascher schließt mit dem Buch an seine erfolgreiche Flechtheim-Biographie an, die 2011 unter dem Titel «Es ist was Wahnsinniges mit der Kunst» bei NIMBUS erschienen ist. Für den vorliegenden Band hat er namhafte Expertinnen und Experten als Autoren gewinnen können: Ursel Berger (Berlin), Yvette Deseyve (Bremen), Jan Giebel (Berlin), Arie Hartog (Bremen), Carolin Jahn (Berlin), Gottlieb Leinz (Essen), Volker Probst (Güstrow), Konrad Schlegel (Wien), Helen Shiner (Oxford), Katja Terlau (Köln), Esther Tisa Francini (Zürich), Beatrice Vierneisel (Berlin), Julia Wallner (Berlin) und Stephan von Wiese (Berlin).
Ottfried Dascher (Hg.): «Sprung in den Raum». Skulpturen bei Alfred Flechtheim. 44. Seiten, 160 Illustrationen. Fadengebunden, Breitklappenbroschur. CHf 48 / EUR 44.80. ISBN 978-3-03850-023-0
Ausstellung im Georg Kolbe Museum Berlin
Am 21. Mai wurde im Georg Kolbe Museum Berlin eine Sonderausstellung zu Alfred Flechtheim eröffnet, in der insbesondere Flechtheims Rolle für die moderne Bildhauerei der 1920er-Jahre beleuchtet und sein bewegtes Leben skizziert. Die Ausstellung bietet Einblicke in den Berliner Kunstbetrieb und die Gesellschaft der 1920er-Jahre. Sie dokumentiert neben den stilistischen auch die biografischen Gegensätze der Flechtheim-Bildhauer, die von Arno Breker, der im Nationalsozialismus zum Staatskünstler aufstieg, bis hin zu dem in Auschwitz ermordeten Moissey Kogan reichen.Die Ausstellung würdigt ihn mit rund 40 plastischen Arbeiten und umfangreichem Quellenmaterial. Sie wird durch das berühmte plastische Porträt Rudolf Bellings (1927) eröffnet, das den Kunsthändler in einer nahezu abstrakten Linie zeigt. Außerdem wird das «Große graßende Fohlen» (1920) von Renée Sintenis gezeigt, das einstmals als Wahrzeichen vor Flechtheims Galerie am Lützowufer in Berlin stand. Die Ausstellung ist vom 21. Mai bis 17. September 2017 zu sehen. Eintritt 7/ 5 EUR. Weitere Informationen hier. Mit Werken von Ernst Barlach, Rudolf Belling, Arno Breker, Edgar Degas, Ernesto de Fiori, Hermann Haller, Georg Kolbe, Moissey Kogan, Wilhelm Lehmbruck, Aristide Maillol, Gerhard Marcks, Marg Moll und Renée Sintenis.Quer durch Deutschland - Lesereise
Im 25. Jahr der Wiedervereinigung ist der Bildjournalist Dirk Gebhardt ist in elf Etappen insgesamt 780 Kilometer von Isenbruch im Westen nach Zentendorf im Osten Deutschlands gewandert. Er hat Mönche im Kloster getroffen, Förster, Heimatforscher, Landärzte, Ziegenhirten, Menschen, die in Bauwagen leben, Bürgermeister, Künstler, Flüchtlinge und Landwirte. Aufmerksam und empathisch beobachtet er das Alltagsleben der Menschen und hält es mit seiner Kamera fest. Entstanden ist eine «Sozial»-Reportage über die Conditio Humana der Deutschen zu Beginn des 21. Jahrhunderts in 191 Fotos. Diagramme liefern Hintergrundinformationen zu Struktur- und demografischem Wandel, zu Familie und Beziehungen, Armut, Reichtum, Traditionen und Religion. Das Buch ist damit gleichermaßen ein Fotoband, ein Roadmovie, eine Sozialstudie, ein Reiseführer durch die Mitte Deutschlands.
Nun kehrt Dirk Gebhardt an einige Etappenpunkte seiner Reise zurück, um vor Ort sein Buch «Quer durch. Deutschland von West nach Ost» vorzustellen und von seiner Wanderung zu erzählen.
Montag, 26. Juni, 19.00 Uhr: Rathaus Meinerzhagen, grosser Sitzungssaal. Eintritt frei, mehr Informationen hier.
Dienstag, 27. Juni, 20 Uhr: Buchhandlung transfer, Dortmund. Eintritt 12/10 EUR, mehr Informationen hier.
Mittwoch, 28. Juni, 20 Uhr: Kloster Knechtsteden in Dormagen, Bibliothek (Zugang über die Basilika). Eintritt frei, mehr Informationen hier.
Donnerstag 29. Juni, 19.30 Uhr: Witzenhausen, Transition Town Haus. Mehr Informationen hier.
Dirk Gebhardt: Quer durch. Deutschland von West nach Ost. 288 Seiten, 191 Illustrationen. Fadengebunden, Breitklappenbroschur. CHF 32 / EUR 29.80. ISBN 978-3-03850-034-6. Von oben nach unten: Das Buch, der Autor und 2 Motive aus dem Buch. Wer erkennt, wo es ist?
Crowdfunding läuft noch! SAYEDA Frauen in Ägypten
Am 16. Mai haben wir für das Projekt SAYEDA Frauen in Ägypten Women in Egypt Femmes d‘Égypte auf der Crowdfunding-Plattform Kickstarter um Unterstützung gebeten. Gleich in den ersten Tagen sind eine Reihe von Zusagen eingetroffen, die sich bis heute auf 52% der benötigten Summe belaufen. 72 Unterstützerinnen und Unterstützer haben sich bereits engagiert - doch wir haben es noch nicht geschafft. Damit das Fotobuch mit Portraits und Interviews von Frauen aus Ägypten realisiert werden kann, benötigen wir Ihre Unterstützung.
Bitte klicken Sie hier und tragen Sie zum Gelingen dieses aussergewöhnlichen Projekts bei!
Leben nach dem Überleben - Ausstellung auf dem Evangelischen Kirchentag Berlin
Die Überlebenden des Holocaust wurden vor mehr als siebzig Jahren zwar befreit, ihr Leben ist aber bis heute von schweren Traumata geprägt. Das Leben nach dem Überleben – was bringt es mit sich für die Überlebenden und ihre Familien? Wie wirken die Schrecken der Verfolgung heute nach? Welchen Einfluss hat der Umgang der Gesellschaft mit der Vergangenheit auf die individuelle Aufarbeitung? Viele Monate lang begleitete die Fotografin Helena Schätzle im Auftrag der israelischen Hilfsorganisation Amcha Überlebende des Holocaust und ihre Familien in Israel. Daraus entstanden ein Buch und eine Ausstellung. Bilder und Zitate von drei Generationen zeigen die emotionalen Spuren einer immer noch präsenten Vergangenheit. Momente, die geprägt sind von tiefer Einsamkeit, Angst, Trauer und den damit verbundenen Gedanken, Gefühlen und Verhaltensweisen. Aber auch von Hoffnung, von wiedergewonnener Freude an der Gegenwart und einer zutiefst beeindruckenden Vitalität und Lebensbejahung.
Das Dokumentationsprojekt wurde mit dem Alfred Fried Award 2016 und dem Friedensbild des Jahres 2016 ausgezeichnet. Die Ausstellung ist nun im Rahmen des Zentrums Juden & Christen (Ludwig Erhard Haus, Fasanenstr. 85) beim Deutschen Evangelischen Kirchentags Berlin-Wittenberg vom 20. bis 27. Mai zu sehen. Mehr Informationen hier.
Helena Schätzle: Leben nach dem Überleben. Devoted to life. 400 Seiten, 200 Illustratioinen. Fadenbindung, Halbleinen, zweierlei Papiersorten. CHF 52 / EUR 48