Das Seelenpostbuch. Briefwechsel 1909–1933
Das Seelenpostbuch. Briefwechsel 1909–1933
Oskar Schlemmer - Otto Meyer-Amden
Elisa Tamaschke, Magdalena Droste (Hrsg.)Oskar Schlemmer - Otto Meyer-Amden
670 Illustrationen
3 Bände im Schmuckschuber, 24 x 17 cm
Fadenheftung, bedrucktes Leinen, Lesebändchen
ISBN 978-3-03850-061-2
Erschienen im Dezember 2020
EUR 224.00
Oskar Schlemmer (1888-1943) gehört zu den herausragenden Exponenten des Weimarer und Dessauer Bauhauses, dessen 100jähriges Jubiläum 2019 gefeiert wurde. Unter den frühen Bauhaus-Künstlern war er zweifellos der vielseitigste, was seiner Karriere allerdings nicht immer förderlich war. Auch er selbst wusste lange Zeit nicht, wo sein künstlerischer Schwerpunkt liegen sollte. So betätigte er sich als Tänzer und Choreograph («Triadisches Ballett»), als Bühnenbildner und pädagogischer Leiter der Bauhaus-Bühne, sowie als Atelierkünstler, der malte oder graphische und plastische Arbeiten schuf.
In seinen wechselnden Selbstentwürfen gab es für Schlemmer einen wesentlichen Ansprechpartner, den er als künstlerisches Vorbild empfand und der ihm selbst über die Distanz langjähriger räumlicher Entfernung hinweg immer Halt bot: Der Schweizer Maler Otto Meyer-Amden (1885-1933). Beide hatten sich auf der Akademie in Stuttgart kennengelernt, wo sie zum Kreis um Adolf Hölzel gehörten. In seinem bedächtig-grüblerischen Wesen stand Meyer in direktem Gegensatz zum umtriebig-quirrligen Schlemmer. Seit 1912 lebte er einsiedlerhaft im schweizerischen Bergdorf Amden oberhalb des Walensees und hielt sich von den Zentren des Kunstbetriebs bewusst fern. Auch weltanschaulich war er ein Antipode zu Schlemmer. Hatte dieser sich 1919 über seine Freundin Tut in die revolutionären Aktivitäten des Spartakus-Bundes hineinziehen lassen, so war Meyer nationalkonservativ und religiös. Ungeachtet ihrer grossen Gegensätzlichkeit waren beide füreinander die wichtigste Bezugsperson in allen künstlerischen, geistigen und lebenspraktischen Fragen. Als Meyer 1933 starb, gab Schlemmer ein Jahr später die erste Monographie über ihn heraus. Dokumentiert hat sich diese aussergewöhnliche Künstlerfreundschaft in einer Korrespondenz, die 575 Briefe, Briefentwürfe, Postkarten und Telegramme umfasst sowie zugehörige Materialien wie Manuskripte, Skizzen, Fotos, Werkreproduktionen, beigelegte Zeitungsausschnitte und scherzhaften Collagen. Die Edition macht die vollständige Korrespondenz zugänglich und ist als wissenschaftlich annotierte Lese-Ausgabe konzipiert. Sie ist reichhaltig illustriert und enthält neben zahlreichen unbekannten Fotos auch Abbildungen von erwähnten Werken, Personen und Örtlichkeiten.
«Eine fast ungeheuerliche Leistung, ein opus magnum, mit dem man sich eigentlich für Wochen und Monate auf eine kleine Insel zurückziehen sollte.»
Christian von Holst, ehemaliger Direktor der Staatsgalerie Stuttgart